„O Musik! Eine Melodie fällt dir ein, du singst sie ohne Stimme, nurinnerlich, durchtränkst dein Wesen mit ihr, sie nimmt von allen deinen Kräften und Bewegungen Besitz – und für die Augenblicke, die sie in dir lebt, löscht sie alles Zufällige, Böse, Rohe, Traurige in dir aus, lässt die Welt mitklingen, macht das Schwere leicht und das Starre beflügelt!
Das alles kann die Melodie eines Volksliedes tun!“
Hermann Hesse
Gewisse Melodien und Lieder gehen uns nahe – besonders dann, wenn wir sie mit besonderen Momenten oder mit besonderen Orten und Erinnerungen in Verbindung bringen. Ein Stück Heimat: genau das sind walisische Volkslieder für die deutsch-britische Sopranistin Corinna Reynolds. Die Bewohner von Wales pflegen ihre keltische Muttersprache bis heute, und so hat der Landesteil zwischen der Irischen See und den Cumbrian Mountains viel von seinerUrsprünglichkeit bewahrt. Genau diese besondere Verbundenheit der Briten zu ihrer Heimat hat schon Komponisten wie Ludwig van Beethoven und Joseph Haydn inspiriert, mündlich überlieferte Volkslieder zu bearbeiten. Außerdem waren Arrangements von Volksliedern damals äußerst beliebt – und dementsprechend gut wurden die Komponisten bezahlt.
Die musikalischen Bearbeitungen von Texten der walisischen Mythologie, Liebesgeschichten zwischen Seemännern und der „Cottage Maid“ und Naturbeschreibungen der Schäfer tragen zweierlei Handschriften: sie sind gleichzeitig Volkslieder und anspruchsvolle Kammermusik. Haydn und Beethoven haben für ihre Lieder eine außergewöhnliche Quartettbesetzung gewählt: Violine, Violoncello, Klavier und Gesang. Die vier Bremer Musikerinnen haben sich extra für dieses Programm zusammengetan und gleich noch mehr Lieder walisischer Komponisten für diese
besondere Besetzung arrangiert.